Mehrgenerationenhaus

Gemeinschaft mit Gott.
Gemeinschaft mit Menschen.
Gemeinschaft als Chance für Veränderungen.

21 Leute, Singles, Familien, Ältere und Jüngere leben zusammen. Kann das gutgehen? Es kann. Im Ilmweg 38 und 40 teilt seit 2008 eine bunter Strauß von Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Lebenssituationen und Kulturen ihren Alltag miteinander. Sie unterstützen sich gegenseitig und lernen dabei voneinander – mit allen Höhen und Tiefen, die das Zusammenleben von Menschen mit sich bringt.

Warum sich das lohnt und wie das Projekt MehrGenerationenHaus (MGH) entstanden ist, dass können Sie hier erfahren.

  • Warum haben wir das Projekt begonnen?
  • Wie alles anfing: Planung und Start des Projekts 2006 bis 2008
  • Wie es inzwischen aussieht: Stand des Projekts 2012
  • Wie geht es weiter: Unsere nächsten Ziele
  • Was bewegt uns darüber hinaus: Die Vision vieler Gemeinschaften

Warum haben wir das Projekt begonnen?

Die zunehmende Isolation in der Gesellschaft

Bei einem Blick in das nähere Umfeld oder durch Gespräche mit unterschiedlichen Personen fällt auf, dass Trennung oder Einsamkeit immer mehr zum persönlichen und somit gese
llschaftliche Problem wird. Ehen und Familien zerbrechen, der Anteil an Singlehaushalten steigt, alte Menschen vereinsamen, der Kontakt unter den Generationen nimmt ab. In der zunehmenden Leistungs-, Konsum- und Spaßgesellschaft dreht sich der Mensch immer mehr um die eigene Achse. Menschen, welche die angesagte Leistungsfähigkeit, Gesundheit, das passende Outfit oder die gute Laune nicht mitbringen, werden häufig nicht integriert. Christliche Werte verlieren an Bedeutung und werden weniger gelebt. Zugleich ist der Wunsch nach echter Gemeinschaft und verlässlichen Werten sehr groß.

Die Chance der Gemeinschaft mit Gott und mit anderen

Wir haben erlebt, dass gute Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Menschen unser persönliches Leben und dadurch auch unsere Umwelt positiv verändert und bereichert. Auch die Bibel weißt an
vielen Stellen auf die Bedeutung des Miteinanders hin:

  • Über das alles zieht an die Liebe, die alles andere in sich umfasst. Sie ist ein Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschließt. In diesem Frieden hat Gott euch alle miteinander berufen; ihr seid durch Christus ein Leib. (Kolosser 3,14+15)
  • Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Matth. 22,37-39)
  • Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. (Johannes 13,34+35)
  • Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. (Johannes 15, 5)
  • Was ist das Ziel der biblischen Botschaft? Wir haben das Paradies verloren, die Gottesgemeinschaft und dorthin sollen wir zurückkehren. (nach Horst Stricker)
  • Die Quelle unserer Beziehungen zu Menschen ist ein fast unmittelbarer Indikator dafür, welche Beziehung wir zu Gott haben und wie offen wir für Gottes Beziehung zu uns sind. Wir haben sozusagen nur ein einziges Beziehungsorgan und folglich kann man auf jedem Feld unserer Beziehungen deutlich erkennen wie unsere Beziehungen auf allen anderen Feldern beschaffen sind. In der ganzen Bibel geht es um die Schulung dieses Beziehungsorgans. (Richard Rohr)

Wie alles anfing: Planung und Start des Projekts 2006 bis 2008

Welche Fragen haben uns zu Beginn bewegt?

  • Welche Möglichkeiten neben Familie, Gemeinde, Hauskreisen, Vereinen usw. gibt es noch, um
  • Gemeinschaft zu pflegen, Gott zu begegnen und füreinander da zu sein?
  • Ist ein MGH eine lebbare Wohnform? Gibt es Menschen die sich von dieser Lebensform
  • begeistern lassen und Verantwortung dafür übernehmen?
  • Welcher Rahmen ist erforderlich, um diese Lebensform zu ermöglichen? Wie viel
  • Gemeinschaft wollen bzw. können wir leben?

Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Die Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen, die das MGH-Team zusammengeführt haben, waren individuell unterschiedlich:

  • Ich habe mir immer schon gewünscht, den Glauben in enger Gemeinschaft mit anderen zu leben und so wachsen zu können.
  • Ich will im Alter nicht alleine sein und möchte meine umfangreiche Lebenserfahrung gerne an die jüngeren Generationen weitergeben.
  • Ich finde es gut sich im Alltag zu unterstützen.
  • Mehrgenerationenwohnen begeistert mich schon recht lange. Ich glaube das Menschen unterschiedlicher Generationen füreinander geschaffen sind und Gott sein Wesen durch Gemeinschaft/Beziehung zum Ausdruck bringt.

Ende 2006 startete der Verein “Netzwerk Nächstenliebe” als Sozialwerk der Braunschweiger Friedenskirche das Projekt “MehrGenerationenHaus”. Die Suche nach passendem Wohnraum führte zu unterschiedlichen Objekten dieser Stadt, die alle eine hohe Kapitalbindung erfordert hätten.

Ende 2007 fanden wir in der Wohnungsbaugesellschaft „Wiederaufbau“ einen Partner mit großem Interesse an einer Zusammenarbeit. Das Angebot der Wiederaufbau besteht darin, frei werdende Wohnungen zweier Wohnblöcke (mit insgesamt 43 Wohneinheiten) im Ilmweg (BS-Weststadt) für unsere Gemeinschaftsform zu nutzen. Die Lage der Weststadt erschien für viele zunächst nur suboptimal, doch öffneten sich im Laufe der weiteren Gespräche viele Türen:

  • Drei freie Wohnungen konnten bis Ende 2008 von uns bezogen werden.
  • Weitere frei werdende Wohnungen können von uns nach Bedarf beansprucht werden.
  • Eine 50qm große Gemeinschaftswohnung im Erdgeschoss als zentraler Treffpunkt für Gebet, gemeinsame Mahlzeiten etc. wurde uns von der Wiederaufbau zur Verfügung gestellt und entsprechend umgebaut.
  • Eine Gartenfläche von ca. 600m mit einem direkten Zugang zur Gemeinschaftswohnun! können wir nutzen und gestalten.

Welche Chancen und Probleme haben sich aufgetan?

Bei dieser Wohnform waren keine finanziellen, räumlichen oder sonstigen strukturellen Probleme oder Risiken zu erwarten. Eine große Kapitalbindung entfiel, Räume für Begegnungen wurden gestellt, jeder hätte seine eigenen vier Wände und wir hätten gemeinsame Ziele. Die Wohnblöcke haben eine angenehme Randlage und gute Versorgungs- und Anbindungsmöglichkeiten. Die strukturellen Bedingungen wirkten alles sehr optimal und von Gott geschenkt.

Bei der Betrachtung unserer persönlichen, menschlichen Unzulänglichkeiten hätten wir jedoch genug Gründe zusammen gehabt, um das Projekt wieder in der Schublade verschwinden zu lassen. Unser Wunsch und Auftrag nach Gemeinschaft war und ist so gesehen auch gleichzeitig unsere größte Schwachstelle. Das allerdings birgt die Chance in sich Gottes Nähe zu suchen und uns verändern zu lassen.

Was waren und sind unsere Ziele?

1.Als stabile und verlässliche Gemeinschaft miteinander Leben gestalten. Hierbei wollen wir:

  • die Schätze der Generationen und die Chancen des Zusammenlebens von Jung und Alt entdecken.
  • die wechselseitigen Beziehungen zwischen Senioren, Familien sowie Alleinerziehenden und Singles fördern.
  • uns in körperlichen und seelischen Notlagen unterstützen.

2.Parallel wollen wir die Menschen vor Ort erreichen und für unseren Stadtteil beten.

Wie es inzwischen aussieht: Stand des Projekts 2012

Derzeit leben insgesamt 21 Personen aus drei verschiedenen Ländern zwischen 0 und 68 Jahren (5 Familien und 3 Singles bzw. 7 Frauen, 6 Männer und 8 Kinder) in 8 Wohnungen in den zwei benachbarten Häusern.

Wie leben wir Gemeinschaft?

  • mit- und füreinander beten (3 bis 5 mal pro Woche)
  • ein Gemeinschaftsabend pro Woche (miteinander erzählen und spielen, Filme schauen, Themen besprechen und darüber diskutieren)
  • Tagesausflüge (ein bis zwei pro Jahr)
  • füreinander oder gemeinsam einkaufen
  • auf die Kinder aufpassen
  • Fahrrad reparieren
  • Sachen leihen (Bücher, Werkzeug, Auto…)
  • gemeinsam spazieren gehen
  • einfach mal kurz vorbeischauen (Tee trinken, quatschen…)

Was merken unsere Nachbarn davon?

  • Frauenfrühstück mit Frauen aus dem TEAM und aus der Nachbarschaft (alle 14 Tage)
  • Offener Samstag mit Einladung an die Nachbarschaft aus den zwei benachbarten Häusern und alle Interessierte (einmal im Monat)
  • Haussommerfest für alle Nachbarn im Gemeinschaftsgarten (einmal jährlich)
  • Offener Garten für alle Nachbarn

Was haben wir an der Gemeinschaft schätzen gelernt?

Gemeinschaft kann sich entwickeln und sie hat sich positiv verändert in der bisherigen Zeit des
Zusammenlebens. Hierzu einige Statements, was wir an unserem Projekt schätzen:

  • Das gute an der Gemeinschaft ist, dass ich nicht ganz allein bin. (Wolfgang, 67 Jahre)
  • Ich übernehme Aufgaben für die Gemeinschaft und weiß mich akzeptiert und wertgeschätzt. Toll am gemeinsamen Wohnen ist, das man Freunde direkt vor Ort hat, denen man im Laufe des Tages immer mal wieder begegnet. (Nicole, 35 Jahre)
  • Das schöne am gemeinsamen Wohnen ist zu erfahren, das völlig unterschiedliche Charaktere und Persönlichkeiten die Gemeinschaft bereichern, das Menschen, die sich vorher z.T. kaum oder gar nicht gekannt haben, zusammenhalten und sich schätzen und lieben lernen. (Johannes, 45 Jahre & Carmen, 35 Jahre)
  • Ich habe in den letzten dreieinhalb Jahren gelernt, dass die Zeit, die ich in die Beziehung zu Gott und den Menschen investiere genial angelegt ist und mir den Blick für das Wesentliche immer wieder neu eröffnet. (Johannes)
  • Ich habe gemerkt, dass sich Freundschaften entwickeln können, wenn ich bereit bin, mich auf den anderen, der mir vielleicht manchmal seltsam und anstrengend erscheint, einzulassen. Außerdem ist es sehr praktisch, nette Menschen in direkter Nachbarschaft zu haben – zum spazieren gehen, einkaufen, um auf die Kinder aufzupassen… (Theres, 28 Jahre)
  • Mir sind besonders die Gebetszeiten wichtig. Die Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit mit und gegenüber Ellen hilft mir da selbst konsequent zu sein. Und es ist schön bei einem anderen Menschen eine ähnliche Art der Spiritualität zu entdecken. Mir sind die  Menschen durch den Weg des gegenseitigen Kennenlernens richtig ans Herz gewachsen. Ich bin reicher durch Menschen, die ich sonst nicht kennen gelernt hätte und ich habe mich durch die Begegnung mit „Andersartigen“ selbst besser kennen gelernt. (Theo, 31 Jahre)
  • Benötige ich Lebensmittel, kann ich bei Geschwistern klingeln oder bitten es mir mit einzukaufen. Von unserer Seniorin lerne ich, dass Leben gelassener zu sehen. Sie unterstützt mich, indem sie mir die Kinder mal abnimmt und ich dann mal Zeit zum Ausruhen habe. Regelmäßige spontane oder feste Treffen zum Essen oder Spaziergängen ermöglichen persönliche Reflexion und geistliches Wachstum. (Carmen)
  • Das morgendliche Fürsorgegebet, die Gemeinschaftsabende und das Gefühl wieder in einer großen Familie zu leben sind mir besonders wertvoll geworden. (Ellen, 68 Jahre)
  • Ich lerne mich als Teil von Gottes Familie zu verhalten. Ich habe sehr konkret, Tür an Tür, die Chance und Herausforderung dies zu trainieren. (Sigrid, 51 Jahre)
  • Die gute Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft „Wiederaufbau“ und unserem Verein “Netzwerk Nächstenliebe”. (alle).

Wo werden wir in unserem Gemeinschaftsalltag konkret herausgefordert?

  • unterschiedliche Kulturen
  • unterschiedliche Kommunikationsstile
  • unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe
  • unterschiedliche Interessen
  • individuelle, persönliche Grenzen (Wie viel Kraft habe ich? Wie bin ich selbst noch an anderer Stelle eingebunden? Wie sieht meine Lebenssituation gerade aus? …)
  • in der Annahme und Vergebung
  • gesetzte Schwerpunkte für den Tag auch mal zur Seite legen
  • zu erkennen, wo der andere wirklich Unterstützung benötigt und wo er selber gefordert ist zu handeln

Wie geht es weiter: Unsere nächsten Ziele

  • Schaffung von Zeitfenstern für mehr lockere Treffen und Gebet auch in den Abendstunden.
  • Mehr Mitbewohner, die tragen können und Zeit haben sich einzubringen.
  • Menschen erfahren Heilung.
  • Entstehung weiterer MGH

Was bewegt uns darüber hinaus: Die Vision vieler Gemeinschaften

Da der Bedarf an Gemeinschaft überall besteht, stellte sich die Frage, ob es nicht möglich ist ein Grundkonzept eines MGH für alle Lagen (Stadt, Dorf, Land) zu entwickeln, um gute Voraussetzungen zu schaffen für die Entstehung weiterer MGHs. Mehrgenerationenwohnen erfordert gewisse Räumlichkeiten und ist auch nicht für jeden eine reizvolle Lebensform. Es muss also noch einfacherer Varianten von Gemeinschaft geben, die
überall, für jeden lebbar und umsetzbar sind.
Hierzu sind in Matth. 22, 36-39 wertvolle Hinweise zu finden:
Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben von ganzen Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Das Doppelgebot der Liebe beschreibt im Grunde zwei Botschaften:
1.Pflege die Liebesbeziehung zu Gott, suche seine Gemeinschaft, lass dich von ihm
verändern und
2.gebe seine Liebe an deinen Nächsten weiter. Das Angebot ist sehr konkret und es ist hier
und jetzt lebbar, ohne Ausstattung und Vorbereitung.
Vor dem Hintergrund des Bedarfs an Gemeinschaft könnte es in der Umsetzung bedeuten, sich
mit einem oder mehreren Menschen zu einer Gebetsgemeinschaft zusammenzuschließen aus der
dann ein konkreter Auftrag für den Dienst am Nächsten wachsen kann.
Hierzu gibt uns Jesus in Matthäus 18, 19-20 eine mutmachende Verheißung:
Wahrlich ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten
wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei
versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
Vielleicht tragen diese kleinen, engen Gemeinschaften von Menschen, die füreinander berufen
sind und ihren Dienst aufnehmen, mit dazu bei, dass das Bild dieser Stadt verändert wird. Lasst
uns starten!

Ansprechpartner:

Johannes MestemacherJohannes Mestemacher

Telefon: 0531-3177727

Email: mehrgenerationenhaus@nwnl.de

 

 

 

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